Hallo zäme,
ich habe im Herbst einen kurzen online-Kurs zum Schreibkrampf besucht (für Kontakt zur Dozentin könnte man sicher bei Sarah Ewald/Handtherapie Fortbildung nachfragen) und kann ein paar Tips von dort weitergeben:
häufig haben die betroffenen Patienten hohe Ansprüche an sich selber (Perfektionismus) - auch daran kann gearbeitet werden...
In welchen Situationen tritt das Problem auf? Wie schnell? Ein Beispielsatz kann als Befund/Wiederbefund verwendet werden.
Detonisieren der Muskulatur ist sicher sinnvoll - auch an Schultergürtel und/oder HWS. Botox wird zwar angewendet, muss aber regelmässig wiederholt werden und wird daher von vielen Patienten abgebrochen.
Haltung global betrachten, vor allem auch Augenmerk auf Ergonomie: Sitzhaltung, Einstellung Stuhl etc. Ev. Stehtisch (verringert Druck auf Unterarm)?
Übungen: gross anfangen auf grossem Papier oder Tafel/Flipchart. Rhythmisch, grosszügig, frei. Repetitionen mit Variationen: gross/klein, oben/unten, unterschiedliche Stifte, am Boden/an der Wand, stehend/sitzend/liegend...etc.
Aufbau:
1. Linien waagerecht (super wichtig für Armtransport) ziehen (auf A3 Blatt arbeiten!)
2. Linien senkrecht
3. Häkli/Symbole "zeichnen"
4. Zahlen
5. erst später Buchstaben
6. extra chaotisch :-)
7. erst spät, wenn alles andere ok ist, HG und Fingerbewegung dazu nehmen (wenn nicht mehr so gross sondern schon genauer gearbeitet wird)
kreiseln, kritzeln... > alles was geht, kann für das Training gebraucht werden
nie in den Schreibkrampf hinein trainieren!
Alternative Stifthaltung ausprobieren: neben Griffverdickungen und unterschiedlichen Stiften (Tintenroller brauchen wenig Druck) können auch Griffvarianten ausprobiert werden > z.B. Einklemmen zwischen Dig II und III. So klemmt Stift eigentlich von alleine und braucht nur noch Führung.
Bei der Behandlung der fokalen Dystonie bei Musikern wir teils auch über Sensibilitätstraining gearbeitet: dort scheint eine Überlappung der kortikalen Areale statt zu finden, die durch gezieltes Training wieder differenziert werden sollen. Hier kommt zum Beispiel die Braille-Schrift zum Einsatz, ebenso aber auch Spiegeltherapie. Auf Nachfrage, ob der Schreibkrampf ähnlich wie die fokale Dystonie bei Musikern behandelt werden könne war die Dozentin sehr zurückhaltend - also eher nein... Ich könnte mir aber trotzdem gut vorstellen, dass man zumindest am Anfang (nicht mit der Schrift aber mit Linien, Kreisen etc.) am Spiegel arbeiten kann...
Ich hoffe das gibt euch ein paar Ideen und ist einigermassen verständlich - und wünsche euch viel Erfolg bei der Behandlung!
Véronique